Wenn tief durchatmen nicht hilft – und was du stattdessen brauchst
- kollkowski
- 25. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Du fühlst dich aufgebracht, traurig, überfordert, ängstlich oder wütend.
Und dann erinnerst du dich an einen dieser Tipps, die überall zu sehen sind:
„Atme tief ein… und langsam wieder aus.“
Vielleicht hast du es auf Social Media gesehen –
Atemtechniken, die versprechen, dich zu beruhigen, wenn alles zu viel wird.
Doch was, wenn das nicht immer hilft?
Atmen ist kein Allheilmittel
Natürlich: Bewusstes Atmen kann kraftvoll sein. Aber es ist kein Zaubertrick – und kein Ersatz für echte emotionale Begleitung.
Wenn du in einem intensiven Gefühl steckst, versucht dein System nicht nur, „zu atmen“.
Es versucht, sich zu schützen, zu verarbeiten, irgendwie zu überleben.
Wenn du in so einem Moment nur mit einer Technik kommst – ohne vorher zu spüren, was eigentlich in dir los ist, – dann fühlt es sich vielleicht an wie ein inneres:
👉 „Jetzt reiß dich mal zusammen.“
👉 „Los, beruhig dich.“
Aber genau das kann dein Nervensystem überfordern.
Was du eigentlich brauchst, ist: Verbindung
Bevor du dich regulieren kannst, brauchst du etwas anderes:
Erlaubnis. Echtheit. Selbstkontakt.
Vielleicht so:
„Ich sehe, wie überfordert ich gerade bin.“
„Das fühlt sich alles ganz schön eng an.“
„Ich darf das gerade so empfinden.“
Erst wenn das Gefühl gesehen wird, kann es sich überhaupt bewegen.
Erst wenn du bei dir selbst ankommst, wird dein System bereit, sich zu beruhigen.
Ein Werkzeug allein reicht nicht
Stell dir vor, du willst ein ganzes Haus reparieren – hast aber nur einen Hammer dabei. So ähnlich ist es, wenn du nur mit Atemtechniken auf deine Emotionen reagierst.
Deine innere Welt ist vielschichtig.
Und sie braucht mehr als nur ein Werkzeug.
Nicht Kontrolle – sondern echte Begleitung.
Wie du stattdessen mit dir sein kannst
Verbindung vor Technik
Bevor du „etwas machst“ – spüre.
Sag dir z. B.:
„Okay, ich bin gerade völlig durch den Wind.“
„Ich setze mich erst mal hin. Ich bleibe bei mir“
„Ich muss mich jetzt nicht sofort beruhigen.“
Dann erst: eine Einladung
Wenn du merkst, dass dein inneres System etwas mehr Luft hat,
kannst du ganz liebevoll sagen:
„Magst du jetzt vielleicht ein paar Atemzüge probieren?“ „Tut dir das gerade gut?“
„Oder brauchst du eher etwas anderes?“
So bleibst du in Verbindung mit dir – nicht in Leistung oder Selbstoptimierung.
Was wirklich beruhigt
Wenn du beginnst,
deine Gefühle nicht wegzumachen, sondern anzuerkennen,
dir nicht zu sagen, was du tun sollst, sondern zuzuhören,
den Moment nicht zu kontrollieren, sondern mit ihm zu sein,
…dann entsteht echte Beruhigung.
Nicht, weil du funktionierst –
sondern weil du dich selbst begleitest.
Fazit: Du musst nichts wegmachen

Es geht nicht darum, dich zu beruhigen, damit du wieder „brauchbar“ bist.
Es geht darum, dass du lernst, dich nicht mehr zu verlassen, wenn es schwer wird.
Atmen ist hilfreich.
Aber Verbindung heilt.
Commentaires